Technik 4: Falten

 

Bei der Technik des Froissage wird das Papier gefaltet, zerknittert und wieder geglättet, bevor es weiterbearbeitet wird.
Durch diese Falten entstehen zufällige Linien, Lichtreflexe und Strukturen, die dem Bild Bewegung und Tiefe verleihen.

Anstatt ein glattes, perfektes Bild zu gestalten, nutzt der Künstler hier Zufall und Materialeigenschaften als Teil des Gestaltungsprozesses.
So verbindet Froissage das Spiel mit Ordnung und Chaos – jedes Knicken hinterlässt eine Spur, die das Bild lebendig macht.

 

Der Künstler Jiri Kolář eine ganze Bildreihe mit dem Titel 

Froissage

  • Beschreibung: Das Papier oder Bildmaterial wird zerknittert, gefaltet, geglättet und teilweise bemalt oder überklebt.

  • Wirkung: Verbindet Zerstörung mit Struktur – die Falten erzeugen Relief und Bewegung.

  • Künstler: Jiří Kolář «Autoportrait», froissage, 1979 erstellt.; Doris Salcedo (ähnliche Texturarbeit mit Stoff).

1. Gesichter falten – Überraschungseffekt durch Brüche

Tipp:

Verwende Kopien von Porträtfotos (Schwarzweiß oder farbig).
Falte das Bild mehrmals in verschiedene Richtungen

  • horizontal (waagrecht)
  • vertikal (senkrecht)
  • diagonal (schräg)
  • kombiniert (vertikal und diagonal)

und glätte es danach leicht.Beobachte, wie Augen, Nase, Mund plötzlich verrutschen oder gebrochen erscheinen – fast wie ein kubistisches Porträt.

 

Merkmale kubistischer Portraits

 

1. Grundprinzip

  • Das Gesicht wird nicht aus einem Blickwinkel dargestellt.

  • Stattdessen werden mehrere Ansichten gleichzeitig kombiniert (z. B. Nase von der Seite + Augen frontal).

2. Formale Merkmale

  • Zerlegung in geometrische Flächen: Dreiecke, Trapeze, Ovalstücke.

  • Linien betonen Kanten statt weiche Übergänge.

  • Körperteile wirken verschoben, als wären sie auseinandergefaltet.

3. Typische Effekte im Porträt

Technik

Variationen:

  • Teilfalten: Nur Stirn, Mund oder Kinn falten, um die Proportionen gezielt zu verändern.

  • Spiegelfalten: Falte das Gesicht in der Mitte und klappe nur eine Seite leicht über – erzeugt Symmetriefehler und Doppelungen.

  • Mehrfachfalten: Mehrere kleine Falten erzeugen einen „zerbrochenen Spiegel“-Effekt.

Künstlerischer Bezug:
➡️ Pablo Picasso (Kubismus), Francis Bacon (Zerlegung des Gesichts), Jiří Kolář (Froissage, Chiasmage).

2. Körperfalten – neue Gesten und Bewegungen

Tipp:

Nimm Figurenbilder oder Ganzkörperfotos und falte sie an Schultern, Hüften, Beinen oder Armen.
Dadurch entstehen neue Körperhaltungen, Überlagerungen oder übertriebene Bewegungen.

Variationen:

  • Faltgelenke: Falte an Ellbogen, Knien oder Taille – der Körper „bewegt“ sich plötzlich anders.

  • Diagonal-Falten: Lässt Figuren kippen oder tanzen.

  • Mehrfachfalten: Verformt Körper zu surrealen Skulpturen – wie aus einem Traum.

Künstlerischer Bezug:
➡️ Umberto Boccioni (Bewegung im Futurismus), Francis Bacon (Verformung des Körpers).

3. Kombinierte Techniken – Zufall trifft Kontrolle

Tipp:
Schüler:innen können das gefaltete Porträt anschließend fotografieren oder abzeichnen.
Dadurch lässt sich der Moment der Verfremdung festhalten und weiterentwickeln.

Ideen:

  • Gesichter nach dem Falten nachzeichnen oder übermalen (Betonung der neuen Linien).

  • Zweite Kopie nehmen und an denselben Falten neu interpretieren.

  • Gefaltete Gesichter scannen oder digital spiegeln, um noch stärkere Verfremdungen zu erzeugen.