Technik 3: Zerstören
In der Collagekunst bedeutet Zerstören nicht, etwas kaputtzumachen – sondern etwas Neues sichtbar zu machen.
Durch Reißen, Kratzen, Brennen oder Übermalen entstehen Spuren, Schichten und Strukturen, die Geschichten erzählen.
Künstlerinnen und Künstler nutzen diese Techniken, um Vergänglichkeit, Zufall oder Zeit darzustellen.
Was zuerst wie Beschädigung wirkt, wird zum kreativen Prozess: Das Alte verschwindet teilweise – und gibt dem Neuen Raum.
1. Décollage (Abriss, Fragment, Verwitterung, Erinnerung)
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Beschreibung:
Bei einer Décollage wird nicht etwas aufgeklebt (wie bei der Collage), sondern Material abgerissen, abgeschabt oder freigelegt.
Das Bild entsteht durch das Entfernen von Schichten – also das Gegenteil einer Collage
(umgekehrte Collage).
Oft entstehen so Spuren älterer Plakate oder Bilder, die zufällig miteinander verschmelzen. -
Wirkung:
Zeigt Vergänglichkeit, Zeit, Schichtung und urbane Texturen. -
Künstler:
Mimmo Rotella, Jacques Villeglé (Affichisten).
Vorbereitung
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Untergrund: Karton, Holzplatte oder alte Plakatwandstücke
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3-4 Schichten aufbauen: mehrere Papierschichten übereinanderkleben – z. B. alte Poster, Zeitschriftenseiten, Zeitungspapier, farbiges Papier
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Kleber: Tapetenkleister oder Sprühkleber – nicht zu dick, sonst dauert das Trocknen ewig
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Trocknen lassen: über Nacht oder mindestens mehrere Stunden
Arbeiten mit der Décollage
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Schichten anreißen, schleifen oder abkratzen:
Mit Fingern, Spachtel, Cutter oder Schleifpapier Teile abtragen.
→ Unterschiedliche Papierschichten werden sichtbar. -
Zufall nutzen:
Reißen statt schneiden! Der Reiz liegt im Spontanen, Zufälligen. -
Kontraste schaffen (Kombination von unterschiedlichen Schichten):
Helle/dunkle Schichten, Text/Bild, alt/neu – dadurch entsteht Spannung. -
Freilegen gezielt einsetzen:
Bestimmte Formen, Gesichter oder Wörter bewusst freikratzen. -
Übermalen oder ergänzen (optional):
Mit Acryl, Tusche oder Bleistift weiterarbeiten – aber sparsam.
Gestalterische Tipps
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Denke in Flächen statt Objekten – es geht um Struktur, Rhythmus und Materialwirkung.
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Arbeit im Hoch- oder Querformat planen – wo sollen Blickpunkte entstehen?
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Arbeite in Etappen – reiße, betrachte, mache Pause, entscheide weiter.
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Verwende Begriffe wie “Fragment”, “Verwitterung”, “Erinnerung” als thematische Impulse.
2. Chiasmage
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Beschreibung: Technik des Künstlers Jiří Kolář: Bilder werden in kleine Stücke geschnitten oder gerissen und dann chaotisch, überlappend und willkürlich wieder zusammengesetzt.
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Wirkung: Zerstörung und Neubeginn zugleich – das Bild löst sich in Fragmente auf, bekommt aber eine neue Textur und Rhythmik.
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Künstler: Jiří Kolář (Tschechien, 20. Jh.), Ben Rea
3. Erasure (Auslöschung / Tilgung)
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Beschreibung: Teile eines vorhandenen Bildes oder Textes werden bewusst entfernt, übermalt oder ausgelöscht, um eine neue Bedeutung zu schaffen.
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Wirkung: Spiel mit Erinnerung und Verlust; was fehlt, wird wichtig.
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Künstler: Robert Rauschenberg – „Erased de Kooning Drawing“ (1953).
5. Burnt Collage / Feuertechniken
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Beschreibung: Papier oder Stoff wird verbrannt, versengt oder angeschmort, um Löcher, Schatten oder unregelmäßige Ränder zu erzeugen.
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Wirkung: Symbolisch für Zerstörung, Vergänglichkeit oder Transformation.
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Künstler: Yves Klein, Alberto Burri (arbeitete mit verbranntem Plastik und Stoff).
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