3 Vorübungen

 

Bevor du mit der finalen Schabkartontechnik beginnst, macht es Sinn, dein Bild als Vorübung zu testen. Das Spezielle an der Schabkartontechnik ist die subtraktive Technik. Normalerweise bist du es dir gewohnt, Schatten zu zeichnen. Nun musst du es dir umdenken: Du zeichnest Licht. Du ritzt Licht in den dunklen Hintergrund.

 

Ziele dieser Übungen:

  • Sehen lernen, wo das Licht ist – nicht nur Schatten.

  • Umdenken: Nicht was du zeichnest, sondern was du weglässt, ist entscheidend.

  • Entwicklung eines Gefühls für Kontrast, Fläche und Struktur.

 

Es gibt mehrere Verfahren, wie du dies ausprobieren kannst. Ich zeige dir hier zwei vorbereitende Techniken:

 

1. „Chiaroscuro: Mit Licht zeichnen“ 

Bedeutung

  • Das Wort „Chiaroscuro“ kommt aus dem Italienischen:

    • chiaro = hell

    • scuro = dunkel

  • Wörtlich bedeutet es also „Hell-Dunkel“.

 

Was ist Chiaroscuro?

Chiaroscuro ist eine Gestaltung mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast, bei der Licht und Schatten bewusst eingesetzt werden, um:

  • Tiefe und Volumen zu erzeugen,

  • Emotionen und Dramatik zu verstärken,

  • den Fokus auf bestimmte Bildbereiche zu lenken.

 

So erkennst du Chiaroscuro in der Kunst

  • Nur ein Lichtstrahl oder eine kleine Lichtquelle beleuchtet die Szene.

  • Der Hintergrund ist meist dunkel oder schwarz, das Licht hebt einzelne Figuren oder Gesichter hervor.

  • Der Übergang zwischen Licht und Schatten ist weich modelliert, damit das Volumen plastisch wirkt.

  • Es entsteht ein Theater-Effekt: Licht lenkt die Aufmerksamkeit wie ein Scheinwerfer auf der Bühne.

 

Merksatz 

Chiaroscuro bedeutet, mit Licht zu zeichnen, nicht mit Linien.“

Lichttheorie

Richtung des Lichteinfalls (Lichtquelle)

Lichtseite und Schattenseite

4 Lichtbereiche

1 Kernlicht/direktes Licht

Die große helle Fläche, die vom Licht direkt getroffen wird, aber nicht so stark reflektiert wie das Highlight.

 

2 Glanzlicht (Highlight)

Die hellste Stelle, wo das Licht direkt auf das Objekt trifft und spiegelt. Meist sehr klein und klar begrenzt.

 

3 Halbtöne/diffuses  Licht

Der Übergang zwischen Licht und Schatten – nicht hell, nicht dunkel. Diese Zone zeigt die Rundung und Form des Objekts.

4 Lichtspiegelung vom Boden

Ein leicht aufgehellter Bereich im Schatten, der von Licht reflektiert (z. B. vom Tisch) wird.

3 Schattenbereiche

1 Kernschatten

Der Kernschatten ist die dunkelste Stelle auf dem Objekt selbst, dort, wo kein direktes Licht hinfällt, aber auch kein reflektiertes Licht mehr hinkommt.

2 Schlagschatten 

Das ist der Schatten, den das Objekt auf seine Umgebung wirft – z. B. auf den Tisch oder die Wand.

 

3 Kontaktschatten

Das ist der dunkelste Punkt direkt unter dem Objekt, dort, wo kein Licht mehr dazwischenkommt, z. B. zwischen Kugel und Tisch.

📝 Auftrag 1 (Skizzenheft)

Zeichne eine Kugel mit Schlagschatten in Farbstifttechnik. Verwende dazu nur eine schwarze Farbe. Versuche 5-6 Tonwerte zu kreieren. 

Erstelle zuerst eine 5-stufige Skala links vom Bild.

Tonwert 1: Kernlicht

Tonwert 2: Glanzlicht

Tonwert 3: Halbtöne

Tonwert 4: Kernschatten

Tonwert 5: Schlagschatten

evtl. Tonwert 6: Kontaktschatten

 

Kannst du anschliessend die Fachbegriffe von oben mit Pfeilen einfügen?

#0: Glanzlicht

#1: Direktes Licht

#2: Halbtöne

#3: Lichtspiegelung vom Boden

#4: Kernschatten

#5: Schlagschatten

#6: Kontaktschatten

Tipps für das Zeichnen von Licht auf schwarzem Papier

DRAWING ON BLACK PAPER WITH WHITE PENCIL TUTORIAL: Chiaroscuro Pencil Drawing tutorial  by J Lowe Artist (24 min 25)

 

 

🧠 1. Anders denken – umgekehrtes Sehen

  • Gewöhne dich daran, nicht die Schatten, sondern das Licht zu sehen.

  • Stelle dir vor, du „malst das Licht“ statt zu schattieren.

  • Beobachte genau: Wo ist es am hellsten, wo nur leicht aufgehellt, wo komplett dunkel?


💡 2. Helligkeitsstufen planen

  • Arbeite mit mindestens drei Helligkeitsstufen:

    • Weiß = stärkste Lichtquelle oder Glanzlichter (z. B. Nase, Stirn, Reflexe)

    • Hellgrau = mittelhell, weiche Übergänge

    • Schwarz = unbeleuchtete Zonen – das Papier bleibt sichtbar

  • Tipp: Druck mit dem Stift variieren – je stärker du drückst, desto heller erscheint die Fläche.


✍️ 3.Druckvariation:  Leichte Strichführung

  • Nicht sofort kräftig zeichnen! Starte mit zarten Linien.

  • Baue die Helligkeit Schicht für Schicht auf.

  • Verwende kleine, gleichmäßige Striche, Kreise oder Tupfer für weiche Übergänge.

  • Spiele mit stumpfen und extrem gespitzten Farbstiften.

🔍 4. Vor dem Zeichnen genau hinsehen

  • Schaue dir das Vorlagenbild an und markiere gedanklich die hellsten Punkte.

  • Frage dich: Woher kommt das Licht? (z. B. von oben links?)

  • Das hilft dir, konsistent zu bleiben und nicht zu hell an dunklen Stellen zu werden.


🧽 5. Fehler vermeiden & Highlights schützen

  • Nicht mit der Hand übers Blatt wischen → sonst verschmiert das Weiß.

  • Lege ein Schmierblatt unter die Hand.

  • Spare ganz helle Stellen bis zum Schluss auf – dort bleibt der höchste Kontrast.


🎯 6. Fokus auf Bildausschnitt

  • Nimm dir nur einen kleinen Ausschnitt des Bildes vor und zeichne nur diesen genau ab.
  • Konzentriere dich.
  • Baue das Bild Schritt für Schritt auf. Lass dich nicht stressen.

🎯 7. Ziel

Das Ziel ist nicht, das ganze Motiv zu zeichnen, sondern das Licht sichtbar zu machen.
Was nicht vom Licht getroffen wird, bleibt schwarz.

https://rapidfireart.com/2018/06/14/how-to-shade-for-complete-beginners/ 

📝 Auftrag 2

  • Die Lernenden verwenden schwarzes Tonpapier und zeichnen mit weißer Kreide, Buntstiften oder Gelstiften nur die hellen Flächen.

  • Du baust mindestens 3 Helligkeitsstufen ein.
  • Diese Übung schult die Fähigkeit, Lichtzonen gezielt zu sehen und darzustellen.

 

2. „Licht einritzen“ auf schwarzer Folie (mit schwarzem Marker)

 

  • Die Lernenden decken mit dickem, schwarzen Marker eine (Hellraum)-Folie and und ritzen mit Japanmesser, Ale oder Nadel nur die hellen Flächen.

 

3. Schraffur-Übungen in Weiß auf Grau oder Schwarz

 

  • Mit weißem Farbstift, Gelstift oder Kreide auf mittelgrauem oder schwarzem Untergrund verschiedene Strukturen und Helligkeiten durch Linien, Punkte und Schraffuren üben.

🔹 Ziel: Lichtabstufungen nicht durch Fläche, sondern durch Dichte der Linien.

 

Quellen

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